Sind Videospiele zu billig?

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Chii
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Sind Videospiele zu billig?

Beitrag von Chii »

Ich greife hier einmal den Ansatz von Ana aus der Pokémon-Area auf. ;)

Ich finde, in den letzten Jahren hat sich gerade mit Steam als Plattform und den ganzen Youtuber, die auch Indie-Spiele promoten viel getan. Die Kosten für Datenträger, physische Auslieferung oder Lizensen für Konsolen sind nicht mehr zwingend notwendig und es gibt sehr tolle und starke Indie-Projekte, die sehr cool sein können. Wie Banished oder Dorfromantik.

Es werden auch ganze Genres neu belebt und führen zb zum Commandos Remake oder Desperados 3, weil man viel näher am Kunden ist (Twitch, YouTube) und kleine Studios Chancen ergreifen. Ich denke, dadurch ist die Situation wesentlich besser als früher und man ist nicht auf große Konzerne wie Nintendo damals beim SNES angewiesen oder muss nicht unbedingt als 10-Mann-Team auf Messen und bei Magazinen um sein Spiel werben, wo man von deren Gunst abhängig ist.

Das ist alles in eine sehr gute Richtung gegangen und es gibt auch viele kleine tolle europäische Studios. Der Gamepass von Microsoft könnte das wieder etwas trüben, aber ich denke, was bei Filmen und Musik geklappt hat, könnte auch hier und da bei Games klappen. Ich denke, die Situation ist viel rosiger als ohne der Download-Möglichkeit von Spielen damals und dem Promoten der Streamer...
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Sabbo
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Re: Sind Videospiele zu billig?

Beitrag von Sabbo »

Ich finds ja gut, finde zB 60 Euro für einen Switchtitel nicht gerade wenig, da begrüße ich zwischendrin gute Indietitel. Seit Reisen mein Hobby ist, läuft es nicht mehr, dass ich locker flockig mehrere Switchspiele hintereinander kaufen könnte x D

Gibt natürlich auch Trash aber hatte z.B. mit Nexomon Extinction einen schönen Titel, pokemonähnlich, zwar nicht zu 100% ausgereift aber für 20 Euronen hatte ich damit eine wirklich tolle Zeit und mag mich nicht beklagen. Habe auch den Vorgänger geholt für 10 Euro (der war erst ein reines Handygame).

Muss eben nicht immer ein großer Name sein, den man selbstverständlich dann auch mitbezahlt. Ein neues Super Mariospiel für 20 Euro? Wohl kaum...

Aber verstehen kann ichs auch, wenn man den Entwicklungsaufwand von mehreren Jahren und die einzelnen Arbeitsschritte mit bedenkt. Mir ist schon klar, wie die Preise zustande kommen und sowas wie Yoshis Island fürs SNES hat ja auch mal 119 Mark gekostet. Ist ja auch mit unheimlichen personellen Ressourcen verbunden...wirken total viele Leute an so einem Spiel mit.

Sehe Konsolen und Spiele schon als "Luxusgut" an, was ich aber verurteile ist, wie namhafte Firmen den Spieler regelrecht "melken" mit Paywalls und kostenpflichtigen Inhalten. Das nervt mich, möchte dann für den vollen Preis auch in vollem Umfang spielen können. Aber gut, meine Prioritäten haben sich da auch inzwischen verlagert, kaufe nur noch wenige neue Titel und stattdessen alten Kram, den ich damals noch nicht gespielt habe.
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Anima
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Re: Sind Videospiele zu billig?

Beitrag von Anima »

Chii hat geschrieben: Mi 27. Okt 2021, 10:31 Ich greife hier einmal den Ansatz von Ana aus der Pokémon-Area auf. ;)
Heh, danke :D

Ich find das echt schwierig, muss ich zugeben. Ich hab das in meinem vorherigen Post sehr plakativ gesagt, aber es ist natürlich nicht alles schwarz-weiß. Die Games-Branche hat, besonders in Amerika, viele, viele Probleme (Crunch, Sexismus, Mobbing, Konkurrenz, Burnout um mal ein paar Schlüsselwörter zu droppen), gefühlt ist die Frage mit dem Preis ein Faden, der aus diesem Wust an Themen herauskommt.

Ich finde, dass die Gesellschaft und Videospieler sehr verwöhnt sind, was Videospiele und deren Preise angeht. Ich glaube wir alle (oder viele) haben bei den vielen, vielen guten Steam-Angeboten zugelangt, die sich im einstelligen Euro-Bereich bewegt haben. Ob man das Spiel überhaupt braucht? Ob man es überhaupt jemals spielen wird? Selbst wenn nicht - kostet ja nur 5€ für ein AAA-Game. Da kann man ja gar nicht so viel falsch machen. Videospiel als Fastfood-Produkt.
Was aus diesem Verhalten resultierte - beispielsweise als es hieß, dass PS5-Games regulär als UVP 79,99€ in den Handel kommen - sind Aussagen wie "Was? Nein, das ist es mir nicht wert. Da warte ich."
Wo man nun auch anfangen kann zu diskutieren - wann ist ein Spiel "zu" teuer? Ab wann "lohnt" sich ein Game?

Sabbo hatte es gerade eben schon vollkommen korrekt gesagt, Spiele haben früher über 100 DM gekostet, sowohl zu SNES als auch zu N64-Zeiten. Ich hab mal Sabbos 119 DM in einen Rechner geworfen, der den DM-Preis in Euro umrechnet - mit Inflation. Das Ergebnis sind 89,65 Euro. Für ein SNES-Spiel! Das kann man sich heute gar nicht vorstellen.
Aber Videospiele haben sich verändert. Wir haben nicht nur 16 Bit sondern bewegen uns teilweise in Open-World-Spielen mehrere hunderte von Stunden in frei erkundbaren Gegenden. Wir reden von einer Branche, die AAA-Spiele herstellt, an denen tausende von Menschen hunderte von Stunden arbeiten. Ein Team arbeitet viele Jahre (Vergleich: Final Fantasy 7 kam 1997 raus - Final Fantasy 8 schon 1999) an einem Game, setzt alles rein, was sie haben, und hofft, dass es sich in den ersten paar Wochen häufig genug verkauft, dass es nicht völlig umsonst war. Und dann noch mit Werbebudget, was man ja fahren muss, um überhaupt irgendwie in der Masse von Releases gesehen zu werden etc. etc. Und dann wollen wollen sie weniger Geld von uns, als vor fast 30 Jahren.

Ich weiß nicht, das geht mir nicht so wirklich in den Kopf. Und ich glaub allein schon deswegen sag ich provokativ - ja, Videospiele sind zu billig bzw. könnten meiner Meinung nach teurer sein.

Dazu muss man aber gleichzeitig sagen - in den 30 Jahren hat sich ja auch der Markt massiv verändert. Ich hol mal etwas weiter aus:
Früher, um mal beim SNES zu bleiben, war die Anzahl der Videospielenden einfach geringer, behaupte ich eiskalt. Es war ein Hobby was im massiven Wachstum war (SNES hat sich ca. 49 Mio. mal verkauft), aber dennoch in der Gesellschaft eher als "Nische" wahrgenommen wurde.
(Disclaimer: Und klar, so ein Gameboy hat auch massive Zahlen gerockt, aber das Standing von Games an sich war ein anderes :D).
Mit der PS2 (155 Mio. Einheiten) und NDS (154 Mio.) wurde das dann alles sehr viel "massentauglicher". In den 2000ern haben viele zu Konsolen gefunden. Und spätestens die Wii (101 Mio.) hat dann auch die letzten überzeugen können :D
Worauf ich hinaus will - der Pool an potenziellen Käufern is pro Game wesentlich größer. Mehr Leute zocken - mehr Leute könnten das Game kaufen. Wär ein Argument, warum die Preise runtergehen könnten.

Weiteres Thema: Dann hast du so Späße wie DLCs, Season Passes und Lootboxen, die irgendwie mehr Geld in die Kassen spülen sollen. Was ich fast schon nachvollziehen könnte, wäre das bei einigen nicht schon viel zu frech eingebaut....
Oder F2P-Games, die auf Gacha- und Lotto-Mechanik basieren, um die Leute dazu zu bringen, mehr und mehr Geld auszugeben. Das schockierende - genau solche Games machen mittlerweile mehr Geld, als die "guten alten" Singleplayer-Spiele. Ein Tencent verdient sich dumm und dämlich an Genshin Impact, während Days Gone kein Sequel bekommen hat, weil es sich nicht oft genug verkauft hat (laut Angaben des Writers).
... Da muss man schon wieder froh sein, dass einige Studios immer noch Singleplayer-Spiele machen und sich nicht in Lootboxen verlieren.
Oder was ist mit dem Gamepass? Hunderte Spiele spielen, einfach so, mit einem monatlichen Fixpreis? Is das nich dieses Fastfood, was ich vorhin meinte? Da fehlen mir persönlich aber zB auch Infos, wie finanziell rentabel das Modell für Entwickler ist, da bin ich mir wirklich nicht sicher. Ich könnt jetzt googeln, aber bin müde :D

Hach ihr seht, ich hab mir über das Thema schon einige schlaflose Nächte den Kopf zerbrochen :D

Aber was wir auf jeden Fall auch davon haben, dass der Markt so groß geworden ist - die von Chii angesprochenen Indies und damit einfach eine riesige Bandbreite an Auswahl. Die Nähe zum Konsumenten und damit auch die "Herzensprojekte", die dank Kickstarter und Social Media belebt werden. Das is einfach geil :D Und dadurch wird man auch nicht "gezwungen" für Spiele einen so hohen Preis zu bezahlen, sondern kann sich statt dessen in der Ecke umsehen.

So, ich hab schon echt viel gesagt und trotzdem tausend Sachen vergessen. Ich belasse es mal erstmal hierbei. Mic drop, Ana over and out :D
Achja, Signaturen.
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Bubu
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Re: Sind Videospiele zu billig?

Beitrag von Bubu »

Kurz gesagt: Nö.

Spiele sind günstiger geworden als noch vor 25 (ich wollte 10 schreiben, aber das ist ja noch gar nicht so lange her =D) Jahren, aber ehrlich gesagt, mag ich die Entwicklung. 60 Euro für ein PC-Spiel, 80 für ein PS5-Spiel, sind ne gute Menge Geld. Ganz egoistisch gedacht: Je günstiger ein Spiel, desto besser für mich.

Aber mal etwas altruistischer: Ich finde es eine Schande, wie Spielentwickler ausgebeutet werden, durch schlecht bezahlte Jobs, in denen Crunch Gang und Gäbe. Wünschte, sie würden mehr verdienen. Zu sagen, dass bei teureren Spielen die hart arbeitenden Entwickler mehr bekämen, halte ich aber für sehr naiv. Die Gamesbranche macht höhere Umsätze als die Film- und Musikindustrie und trotzdem kommt dort nichts an.

Außerdem müssen Spiele nicht teurer verkauft, wenn sie teurer produziert werden. Wenn mehr Leute sie kaufen, springt für die Publisher mehr raus. Das ist auch der Grund, weshalb die Produktionskosten sich ver-x-facht haben, während der Verkaufspreis effektiv gesunken ist. Eigentlich gut für den Verbraucher.

Daher reagiere ich etwas allergisch, wenn Sony behauptet, Spiele müssten teurer werden, weil die Entwicklungskosten gestiegen seien. Denn ich unterstelle ihnen ein paar Sachen: Offensichtlich sind die Entwickler ihnen egal. Sie wollen nicht fairere Bedingungen für alle, sondern einfach mehr Geld aus meinen Taschen, damit ein CEO noch die eine oder andere Million mehr scheffeln kann. Und da mache ich nur ungern mit.
Und so, umkränzt von Farb und Bogen,
Erheitert leuchtet ihr Gesicht,
Entgegen kommt er ihr gezogen;
Doch er, doch ach! erreicht sie nicht!

~ aus "Hochbild" von Goethe
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