Chii hat geschrieben: ↑Mi 27. Okt 2021, 10:31
Ich greife hier einmal den Ansatz von Ana aus der Pokémon-Area auf.
Heh, danke
Ich find das echt schwierig, muss ich zugeben. Ich hab das in meinem vorherigen Post sehr plakativ gesagt, aber es ist natürlich nicht alles schwarz-weiß. Die Games-Branche hat, besonders in Amerika, viele, viele Probleme (Crunch, Sexismus, Mobbing, Konkurrenz, Burnout um mal ein paar Schlüsselwörter zu droppen), gefühlt ist die Frage mit dem Preis ein Faden, der aus diesem Wust an Themen herauskommt.
Ich finde, dass die Gesellschaft und Videospieler sehr verwöhnt sind, was Videospiele und deren Preise angeht. Ich glaube wir alle (oder viele) haben bei den vielen, vielen guten Steam-Angeboten zugelangt, die sich im einstelligen Euro-Bereich bewegt haben. Ob man das Spiel überhaupt braucht? Ob man es überhaupt jemals spielen wird? Selbst wenn nicht - kostet ja nur 5€ für ein AAA-Game. Da kann man ja gar nicht so viel falsch machen. Videospiel als Fastfood-Produkt.
Was aus diesem Verhalten resultierte - beispielsweise als es hieß, dass PS5-Games regulär als UVP 79,99€ in den Handel kommen - sind Aussagen wie "Was? Nein, das ist es mir nicht wert. Da warte ich."
Wo man nun auch anfangen kann zu diskutieren - wann ist ein Spiel "zu" teuer? Ab wann "lohnt" sich ein Game?
Sabbo hatte es gerade eben schon vollkommen korrekt gesagt, Spiele haben früher über 100 DM gekostet, sowohl zu SNES als auch zu N64-Zeiten. Ich hab mal Sabbos 119 DM
in einen Rechner geworfen, der den DM-Preis in Euro umrechnet - mit Inflation. Das Ergebnis sind 89,65 Euro. Für ein SNES-Spiel! Das kann man sich heute gar nicht vorstellen.
Aber Videospiele haben sich verändert. Wir haben nicht nur 16 Bit sondern bewegen uns teilweise in Open-World-Spielen mehrere hunderte von Stunden in frei erkundbaren Gegenden. Wir reden von einer Branche, die AAA-Spiele herstellt, an denen tausende von Menschen hunderte von Stunden arbeiten. Ein Team arbeitet viele Jahre (Vergleich: Final Fantasy 7 kam 1997 raus - Final Fantasy 8 schon 1999) an einem Game, setzt alles rein, was sie haben, und hofft, dass es sich in den ersten paar Wochen häufig genug verkauft, dass es nicht völlig umsonst war. Und dann noch mit Werbebudget, was man ja fahren muss, um überhaupt irgendwie in der Masse von Releases gesehen zu werden etc. etc. Und dann wollen wollen sie weniger Geld von uns, als vor fast 30 Jahren.
Ich weiß nicht, das geht mir nicht so wirklich in den Kopf. Und ich glaub allein schon deswegen sag ich provokativ - ja, Videospiele sind zu billig bzw. könnten meiner Meinung nach teurer sein.
Dazu muss man aber gleichzeitig sagen - in den 30 Jahren hat sich ja auch der Markt massiv verändert. Ich hol mal etwas weiter aus:
Früher, um mal beim SNES zu bleiben, war die Anzahl der Videospielenden einfach geringer, behaupte ich eiskalt. Es war ein Hobby was im massiven Wachstum war (SNES hat sich ca. 49 Mio. mal verkauft), aber dennoch in der Gesellschaft eher als "Nische" wahrgenommen wurde.
(Disclaimer: Und klar, so ein Gameboy hat auch massive Zahlen gerockt, aber das Standing von Games an sich war ein anderes
).
Mit der PS2 (155 Mio. Einheiten) und NDS (154 Mio.) wurde das dann alles sehr viel "massentauglicher". In den 2000ern haben viele zu Konsolen gefunden. Und spätestens die Wii (101 Mio.) hat dann auch die letzten überzeugen können
Worauf ich hinaus will - der Pool an potenziellen Käufern is pro Game wesentlich größer. Mehr Leute zocken - mehr Leute könnten das Game kaufen. Wär ein Argument, warum die Preise runtergehen könnten.
Weiteres Thema: Dann hast du so Späße wie DLCs, Season Passes und Lootboxen, die irgendwie mehr Geld in die Kassen spülen sollen. Was ich fast schon nachvollziehen könnte, wäre das bei einigen nicht schon viel zu frech eingebaut....
Oder F2P-Games, die auf Gacha- und Lotto-Mechanik basieren, um die Leute dazu zu bringen, mehr und mehr Geld auszugeben. Das schockierende - genau solche Games machen mittlerweile mehr Geld, als die "guten alten" Singleplayer-Spiele. Ein Tencent verdient sich dumm und dämlich an Genshin Impact, während Days Gone kein Sequel bekommen hat, weil es sich nicht oft genug verkauft hat (laut Angaben des Writers).
... Da muss man schon wieder froh sein, dass einige Studios immer noch Singleplayer-Spiele machen und sich nicht in Lootboxen verlieren.
Oder was ist mit dem Gamepass? Hunderte Spiele spielen, einfach so, mit einem monatlichen Fixpreis? Is das nich dieses Fastfood, was ich vorhin meinte? Da fehlen mir persönlich aber zB auch Infos, wie finanziell rentabel das Modell für Entwickler ist, da bin ich mir wirklich nicht sicher. Ich könnt jetzt googeln, aber bin müde
Hach ihr seht, ich hab mir über das Thema schon einige schlaflose Nächte den Kopf zerbrochen
Aber was wir auf jeden Fall auch davon haben, dass der Markt so groß geworden ist - die von Chii angesprochenen Indies und damit einfach eine riesige Bandbreite an Auswahl. Die Nähe zum Konsumenten und damit auch die "Herzensprojekte", die dank Kickstarter und Social Media belebt werden. Das is einfach geil
Und dadurch wird man auch nicht "gezwungen" für Spiele einen so hohen Preis zu bezahlen, sondern kann sich statt dessen in der Ecke umsehen.
So, ich hab schon echt viel gesagt und trotzdem tausend Sachen vergessen. Ich belasse es mal erstmal hierbei. Mic drop, Ana over and out